Feministinnen kehren der Kirche den Rücken
Sechs bekannte Schweizer Katholikinnen treten wegen anhaltendem frauenfeindlichem Verhalten von Klerikern und dem kirchlichen Lehramt aus der Kirche aus. Der Entscheid erfolgte nach langem Ringen, wie es in einer Mitteilung vom 19. November heisst.
«Wir gehen!» ist die Mitteilung über- und unterschrieben. Die frühere grüne Nationalrätin Cécile Bühlmann, die ehemalige Direktorin des Hilfswerks Fastenopfer, Anne-Marie Holenstein, Monika Stocker, ehemalige Nationalrätin und Stadträtin von Zürich, Doris Strahm, feministische Theologin und Publizistin, Regula Strobel, auch sie feministische Theologin, sowie die ehemalige Nationalrätin und Mitglied des Europarats, Ruth-Gaby Vermont, wollen nicht mehr einer Institution angehören, die die Rechte der Frauen verneinen und «Frauen aufgrund ihres Geschlechts aus der kirchlichen Hierarchie, der heiligen (Männer)- Herrschaft» ausschliesse, wie es in der Mitteilung heisst.
Papst-Aussage zu Abtreibung unhaltbarSie hätten sich diesen Schritt nicht leicht gemacht, schreiben die sechs durch ihr Engagement in Kirche und Politik bekannten Frauen. Die Frauenfeindlichkeit habe in der römisch-katholischen Kirche aber seit Jahrhunderten System, zölibatär lebende Kirchenmänner bestimmten über Körper und Sexualität der Frau und würden eine rigide menschenfeindliche Sexualmoral vertreten. Der sprichwörtliche letzte Tropfen, der für die sechs unterzeichnenden Frauen das Fass zum Überlaufen brachte, sei der Vergleich des Schwangerschaftsabbruchs mit einem Auftragsmord durch Papst Franziskus am 10. Oktober gewesen. Diese schockierende Aussage sei nicht nur ein verbaler Ausrutscher, sondern zeige eine Grundhaltung der Kirche: Frauen würden kriminalisiert, während die an der Schwangerschaft beteiligten Männer überhaupt nicht in die Pflicht genommen würden. Die Aussage des Papstes hatte international weit über feministische Kreise hinaus für Empörung gesorgt. Eine entsprechende Petition wurde beispielsweise auch vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund SKF unterstützt.
Glaubwürdigkeit steht auf dem SpielIn den Gemeinden vor Ort erlebten die Frauen wohl eine «andere Kirche». Eine Kirche, in der die Werte von Geschlechtergerechtigkeit und einem guten Leben vertreten würden. Doch «können wir uns nicht länger vormachen, dass wir als Mitglieder der römisch-katholischen Kirche mit dem römischen Lehramt und der Kleriker-Kirche nichts zu tun hätten», heisst es in der Mitteilung. Die sechs aus der katholischen Kirche austretenden Frauen halten fest, dass sie als Feministinnen einem solchen System nicht länger angehören wollen und ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel stehe. Die bisher geleisteten Kirchensteuern wollen die Frauen in Form von Spenden direkt sozialen Projekten in- oder ausserhalb der Kirche zukommen lassen. Den «römisch-katholischen Machtapparat mit seiner patriarchalen Theologie» wollen sie nicht mehr weiter unterstützen.
Frauenbund bedauert AustrittIn einer Stellungnahme äussert der SKF zwar Verständnis für die Frustration der sechs Frauen. Doch bedauert er auch, dass diese dadurch allen Teilen der Kirche den Rücken kehrten.
Der SKF lehnt ebenfalls «die gegenwärtige Machtverteilung in der Institution ‹Katholische Kirche› ab und fordert tiefgreifende Veränderungen, die dem systematischen Ausschluss von Frauen aus Entscheidungsgremien und Weiheämtern ein Ende setzen», wie es in der Mitteilung weiter heisst. Doch werden Frauen und Männer aufgefordert, «die katholische Kirche nicht den Ewiggestrigen zu überlassen», hartnäckig zu bleiben und die Kirche von innen her zu verändern.
«Wir bleiben unbequem bis die katholische Kirche zu dem wird, wozu sie vom Evangelium her berufen ist», schreibt der SKF weiter. In diesem Sinn werde der Verband auch weiter die Stimme für die Leute erheben, die «nicht mehr kämpfen können oder wollen». Hier werden ausdrücklich Frauen genannt, wegen Liebesbeziehungen ausgeschlossene Priester, Homosexuelle, Geschiedene und Wiederverheiratete sowie andere Menschen, die von der Kirche diskriminiert werden.
kath.ch/Red.
Die Medienmitteilung im Wortlaut:
https://www.kath.ch/medienspiegel/kirchenaustritt-wir-gehen/
Die Geschicke der katholischen Kirche werden von Männern bestimmt. Das wollen viele Frauen
nicht mehr hinnehmen.
Bild: © KNA-Bild
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