Weinfelden, 8.2.23 (Red.). Der katholische Kirchgemeinderat von Weinfelden veranlasste die Restauration eines Kirchenbuches, in dem Taufen, Trauungen und Todesfälle von 1653 bis 1781 festgehalten worden waren.
In regelmässigen Abständen werden Archive der öffentlichen Körperschaften durch das Staatsarchiv des Kantons Thurgau inspiziert. Im August 2020 wurde das Archiv der katholischen Kirchgemeinde und Pfarrei St. Johannes Weinfelden letztmals besucht. Im Bericht zu Handen der katholischen Landeskirche Thurgau wird das Archiv als vorbildlich erschlossen, richtig verpackt und aktualisiert beschrieben. Unter den anstehenden Massnahmen wurde die Restaurierung des Kirchenbuches 1653-1781 aufgeführt. Der Kirchgemeinderat hat diese Aufgabe in das Budget 2022 aufgenommen und der Restauratorin Agnatha Ebneter aus Steckborn in Auftrag gegeben. Nachdem das Kirchenbuch nach der sorgfältigen Überarbeitung im Dezember 2022 wieder ins Archiv zurückgebracht worden ist, interessierte den Kirchgemeinderat von Weinfelden, welche Bedeutung das für rund Fr. 3'400 überarbeitete Buch für die Geschichte der Weinfelder Kirche hat.
Zeitzeuge des 17. Jahrhunderts
Franz X. Isenring, Archivar der Bürgergemeinde Weinfelden wie auch Thomas Holenstein, welcher diese Aufgabe früher innehatte, haben das gut DIN A5 grosse und 2 cm dicke Buch mit Interesse gelesen und festgestellt, dass Pfarrer Joannes Kaiser aus Tuggen bei Zug in schöner Handschrift dieses erste und älteste Kirchenbuch von Weinfelden begonnen hat. Es ist ein Tauf-, Heirats- und Todesbuch und ein Zeitzeuge des 17. Jahrhunderts unserer Gemeinde. Ab 1774 werden die Einträge erweitert und auch die Firmlinge festgehalten. Der erste Eintrag lautet: 3. August 1653, ich taufe Anna Maria der Eltern Joh. Conradus Rümmel und Anna Leuwin, Taufpaten Josef Weingartner und Ann Renhart. Aus Sicht der Archivare hat sich die Restauration dieser einzigartigen Trouvaille gelohnt.
Frühere Reparaturen
Die Restauratorin hat in einem fünfseitigen Protokoll festgehalten, in welchem Zustand sie das Buch erhalten hat und welche Massnahmen zu treffen waren. Die Heftung war durchgehend gerissen, der Pergamentrücken fehlte gänzlich. Es wurde auch auf frühere Reparaturen hingewiesen, bei denen die Bünde mit Faden geflickt worden sind. Beim verwendeten Material, das zur Restaurierung eingesetzt worden ist, wurden offensichtlich solche eingesetzt, wie sie in der Entstehungszeit vorhanden waren. Aufgeführt werden Ziegenpergament, alaungegerbtes Kalbleder, ungebleichter Leinenfaden oder Hasenleim.
Das restaurierte Buch liegt nun in einer säurefreien Schachtel wieder im Archiv. Die Kirchgemeinde kann damit rechnen, dass sie noch denkmalpflegerische Beiträge von Kanton und Stadt an ihre Aufwendungen erhalten wird. Unter der Archivbezeichnung B 5.3.01/1 wird das Buch vermutlich lange im Dunkeln liegen. Mit diesem Beitrag soll deshalb doch noch etwas Licht in einen verborgenen Schatz unseres Archives gebracht werden.
Roger Häfner-Neubauer, Präsident des Kirchgemeinderates/Red.
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