Agroökologie in Südafrika
«Thando Leto» ist Zulu und bedeutet: «Liebe das Land». Das ist der Name der Gruppe, die Angel Dumisa zusammen mit anderen Frauen gegründet hat. Und für ihr Land setzen sie sich zusammen mit einer Partnerorganisation von Fastenopfer ein.
06.03.2019
«Die Gruppe gibt mir Halt, wir trösten und unterstützen uns, da viele von uns in einer ähnlichen Situation sind», erzählt Angel Dumisa, die einem Haushalt von zehn Personen vorsteht. Ihr Mann ist auf der Suche nach Arbeit weggezogen und hat sie mit den zwei Kindern zurückgelassen. Bruder und Schwester sind gestorben und sie hat deren Kinder mit zwei Grossnichten bei sich aufgenommen.
Das Leben von Angel Dumisa ist hart: Frühmorgens aufstehen, Feuer machen, Essen für die ganze Familie zubereiten und – wenn alle aus dem Haus sind – heisst es putzen, Holz sammeln und Wasser im weit entfernten Teich holen.
1967 wurden während der Apartheid ganze Menschengruppen umgesiedelt und mussten die angestammte Heimat, das Land ihrer Ahninnen und Ahnen, verlassen. Zu ihnen gehörten auch die Eltern von Angel Dumisa. Das fruchtbare Land am indischen Ozean wurde zum «weissen Gebiet». Darauf wurden ein Regionalflughafen und eine High-School gebaut.
In der hügeligen Region Fuleni sind die Frauen und Männer nicht gleichermassen verwurzelt. Weit weg vom Meer ist das Land rau und trocken, den Dörfern fehlt bis heute ein Wasseranschluss. Auf der einen Seite liegt der älteste Nationalpark Südafrikas, Hluhluwe-iMfolozi. Wer es sich leisten kann, geht hier mit dem Auto auf Safari, auf der Suche nach den «Big Five» des südafrikanischen Tierreichs.
Die Frauen von Fuleni waren noch nie dort, um mit ihren Kindern die weissen Nashörner, Löwen oder andere Raubkatzen, Elefanten, Büffel oder Giraffen zu bestaunen. Stattdessen sind sie erneut von einer möglichen Umsiedlung bedroht. Der südafrikanische Staat hat für die Region eine Minenlizenz vergeben. Auf der anderen Talseite steht bereits eine Kohlenmine und immer wieder treibt der Wind die giftigen Gase über ihre Dörfer. Gegen die geplante Mine wehren sie sich. Sie sind eingebunden in eine Kampagne, die eine gesetzliche Verankerung fordert auf das Recht, Nein sagen zu können. Die Partnerorganisation von Fastenopfer, WoMin (African Women Unite Against Destructive Resource Extraction), unterstützen sie dabei.
Seit dem Frühjahr hat jede der 16 Frauen der Gruppe einen Gemüsegarten angelegt. Darin wachsen Süsskartoffeln, Kohl, Tomaten, Karotten, Mangold, Bohnen und Kartoffeln. Das Gemüse gedeiht prächtig, obwohl die Erde sehr trocken ist. Zusammen mit der Partnerorganisation von Fastenopfer haben die Frauen agroökologische Anbaumethoden kennengelernt, die wassersparend sind und auf Herbizide verzichten. Mittlerweile können sie ihre Familien gesund ernähren. Ernten sie einen Überschuss, verkaufen sie diesen und verdienen mit ihrem gesunden Gemüse Geld.
Ein zwar kleines, aber regelmässiges Einkommen, das den Frauen Mut macht. Bereits haben sie einen neuen Plan. Sie wollen ein grosses Stück Land gemeinsam bepflanzen, um das Gemüse an die Schulen zu verkaufen, damit viele Kinder eine gesunde Mahlzeit bekommen. Derzeit servieren die Schulen mehrheitlich Fertigprodukte und Snacks. Doch Angel Dumesa und ihre Mitstreiterinnen nehmen das nicht hin: «Unsere Kinder haben Besseres verdient, dafür kämpfen wir.»
Colette Kalt, Fastenopfer (11.3.19)
Zwei Mal am Tag geht Angel Dumisa in ihren Garten. Morgens wird gejätet und das reife Gemüse geerntet. Am späten Nachmittag geht sie erst zur Wasserstelle, holt Wasser, trägt es 20 Minuten zurück in ihr Dorf und giesst damit auch die Pflanzen.
Bild: Colette Kalt/Fastenopfer
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