Seelsorge im Hospiz Zentralschweiz
Ein heimeliges Wohnzimmer mit Klavier und Cheminée, ein Esszimmer mit einem grossen Tisch. Viele liebevoll eingerichtete Rückzugsnischen überall im Haus, ein Lichthof, viel Holz und warme Erdtöne im Inneren sowie grosse Fenster. Das Hospiz Zentralschweiz strahlt Ruhe und Schönheit aus. Die Hospizseelsorgerin Karin Klemm führte Kirche ohne Grenzen durch die Räumlichkeiten und berichtete von ihrer Arbeit.
Die Führung beginnt beim Ein- und Ausgang des eindrücklichen Backsteinhauses, das unscheinbar inmitten eines Quartieres in Luzern-Littau steht. Hier wird gelebt! Das wird schnell deutlich und vor allem spürbar. Angestellte tragen – egal, welche Profession sie haben – keine Arbeitskleidung. Es gibt Gästezimmer für die An- und Zugehörigen, falls sie vor Ort übernachten und dies nicht im Zimmer des*der jeweiligen Patient*in tun möchten. Patient*innen entwickeln auch Freundschaften, die über eine Solidaritätsgemeinschaft hinausgehen. Und immer, wenn eine Person verstorben ist und verabschiedet wird, findet in der Eingangshalle ein kleines Abschiedsritual statt. An ebendiesem nehmen möglichst alle teil – jene, die möchten und können, An- und Zugehörige, Personal, andere Patient*innen – und stehen für die verstorbene Person Spalier. Eine Kerze brennt.
Frau Klemm, wie erleben Sie Ihre Arbeit als Seelsorgerin hier im Hospiz?
Wie auch schon bei meiner Tätigkeit in einem Akutspital und später in einer psychiatrischen Klinik kann ich auch hier ungemein viel von unseren Patient*innen lernen. Manche Begegnungen prägen tatsächlich sogar meine eigene Spiritualität und Theologie, was ich als grosses Privileg empfinde. Was mich hier berührt, ist die Gleichwürdigkeit. Jede*r hat die gleiche Würde, auch wenn hier Menschen sind, die bei fast allem auf Hilfe angewiesen sind: beim Essen, beim Gang auf die Toilette, beim Umlagern im Bett. Würde kann uns nicht genommen werden, das ist mir wichtig zu betonen. Und wir können ganz viel dazu beitragen, dass sich die Menschen in ihrer Würde spüren. Auch hier im Hospiz ist das unsere Philosophie. Das ist unser Job hier, egal, welche Profession wir haben. Dass Menschen gesehen werden in ihrer Würde. Dass ich Menschen nicht auf Defizite reduziere, sondern das sehe und meine Aufmerksamkeit darauf richte, was da ist, was geht, was schön ist.
Sie haben hier zwölf Zimmer für Personen in einer komplexen palliativen Situation. Welche Themen begegnen Ihnen als Hospizseelsorgerin oft?
Familie, Beziehung, Schuld, Versöhnung. Meist geht es jedoch um Abschiedsschmerz. Daher ist Trauer vor dem Tod oft ein Thema. Überhaupt ist es oft so, dass innere Bewegungen und Regungen ins Wort gebracht werden können und müssen. Nicht nur Patient*innen sind oft unsicher, was sie aussprechen dürfen, sondern genauso ihre Angehörigen. Eine meiner Hauptaufgaben ist daher zu helfen, dass am Lebensende eine gemeinsame Sprache gefunden werden kann. Oder, dass ich das ins Wort bringe, was alles an Schönheit und «Vergoldung» passiert und da ist. Sei es in Einzelgesprächen, in Alltags- und Pflegesituationen, am Esstisch, beim multiprofessionellen Rapport, bei der Wochenschlussfeier in unserem Meditationsraum, bei den Abschiedsritualen oder bei den Gedenkfeiern für ehemalige An- und Zugehörige, die alle zwei Monate bei uns stattfinden.
Orte wie diese sind für unsere Gesellschaft sehr wichtig. Wie sehen Sie das?
Die meisten Menschen, die zu uns kommen, erleben eine Art «Aufatmen», denn Entscheidungen wurden getroffen – meist im Akutspital – und nun darf der letzte Lebensabschnitt bewusst begangen, in Würde erlebt und mit Leben gefüllt werden. Wir sind hier umgeben von so viel Lebendigem. Ich empfinde es überhaupt nicht als Belastung, wenn Menschen an ihrem Lebensende in einen grossen Frieden kommen und einwilligend sterben können.
Interview & Übersetzung: Romina Monferrini, 09.05.2023
Morire con dignità
Cura pastorale nell'ospizio della Svizzera centrale
Accogliente soggiorno con pianoforte e camino e sala da pranzo con un grande tavolo. Molte nicchie arredate con cura in tutta la casa, un atrio, molto legno e calde tonalità della terra nel design degli interni, nonché grandi finestre. L'ospizio della Svizzera centrale emana calma e bellezza. Karin Klemm ha guidato Kirche ohne Grenzen attraverso i locali dell`ospizio.
Il tour inizia all'ingresso e all'uscita dell'imponente casa in mattoni, che si erge poco appariscente nel mezzo di un quartiere di Lucerna-Littau. Qui si vive! Questo diventa rapidamente chiaro e, soprattutto, evidente. I dipendenti non indossano abiti da lavoro, indipendentemente dalla loro professione. I pazienti a volte sviluppano amicizie che vanno oltre una comunità di solidarietà. E ogni volta che una persona muore, nell'atrio si svolge un piccolo rito d'addio. A questo prendono parte tutti – chi vuole e chi può –, parenti, personale, altri pazienti che rappresentano il defunto, che viene portato fuori nella bara. Una candela è accesa.
Uno dei miei compiti principali, raconta la teologa Karin Klemm, è quello di aiutare a trovare un linguaggio comune alla fine della vita. Che si tratti di conversazioni individuali, in situazioni quotidiane e di cura, a tavola in un gruppo, durante un rapporto multiprofessionale, alla celebrazione di fine settimana nella nostra sala di meditazione, ai rituali di addio o alle commemorazioni per ex parenti e parenti, che si svolgono qui ogni due mesi. L'impressione è ingannevole, perché non si tratta sempre di morire. E non lo vedo sempre come un peso quando le persone alla fine della loro vita raggiungono una grande pace e possono morire con consenso e dignità.
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