Taiwanische Glaubensgeschichten
Der Weltgebetstag wird weltweit am ersten Freitag im März als ökumenische Initiative von unten gefeiert. Dieses Jahr hat ein Komitee in Taiwan die Liturgie für den 3. März vorbereitet. Das Land begeht diesen Tag seit 1935.
Viele kennen Taiwan, diese Insel, die 180 Kilometer weit vor der Küste Chinas zwischen Japan und den Philippinen liegt, noch unter dem Namen Formosa (die Schöne). So wurde sie im 16. Jahrhundert von portugiesischen Seefahrern genannt. Die Hauptinsel bietet mit ihren zahlreichen umliegenden Inseln eine abwechslungsreiche Landschaft mit vielen Naturschönheiten und natürlichen Ressourcen. 23 Millionen Menschen leben in Taiwan, davon mehr als zwei Millionen in der hochmodernen Hauptstadt Taipeh.
Religiöse Vielfalt
Die Bevölkerung Taiwans besteht zur grossen Mehrheit aus Nachkommen von Eingewanderten aus China. Daneben gibt es mehr als ein Dutzend indigene Völker mit ihren eigenen Sprachen. Das Christentum kam im 17. Jahrhundert mit der niederländischen und spanischen Kolonialisierung auf die Insel. Es ist mit 6,5 Prozent eine Minderheitsreligion neben Buddhismus, Taoismus und anderen Religionen. Taiwan hat in der Weltrangliste einen Spitzenplatz bezüglich religiöser Vielfalt und Religionsfreiheit.
Nach politisch sehr bewegten Zeiten mit vielen Machtwechseln sieht sich Taiwan heute als souveräner Staat, wird aber nur von wenigen Ländern der Welt als solcher anerkannt. Für die Volksrepublik China ist Taiwan eine chinesische Provinz, deshalb hat Taiwan seit 1971 auch keinen Sitz mehr in der UNO.
Selbstloses Engagement
In Taiwan wird der Weltgebetstag seit 1935 gefeiert. Die Vorbereitungen für 2023 fanden im Pandemiejahr 2020 unter erschwerten Bedingungen statt. Die Frauen des taiwanischen Komitees haben darüber nachgedacht, wie die Ermunterung des Apostel Paulus an die Gemeinde in Ephesus in ihrem Alltag gelebt und für andere sichtbar wird: «Darum höre ich nicht auf, für euch zu danken, wenn ich in meinen Gebeten an euch denke; denn ich habe von eurem Glauben an Jesus, den Herrn, und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört» (Eph 1,15-16). Ihre Glaubensgeschichten offenbaren das selbstlose Engagement für ihre Familien, für gesellschaftlich Benachteiligte, für verletzliche Menschen und für die Umwelt.
Hoffnung
Das Titelbild auf dem Liturgieheft stammt von der 1993 geborenen Künstlerin Hui-Wen Hsiao. Es ist ein Abbild ihres eigenen Glaubens und ihrer Hoffnungen. Vor dem dunklen Hintergrund einer unsicheren Zukunft dominieren die roten Schmetterlingsorchideen, der Stolz Taiwans. Der Mikadofasan (im Bild unten links) und der Schwarzgesichtlöffler – zwei für Taiwan bedeutsame, aber vom Aussterben bedrohte Vögel – symbolisieren Eigenschaften des taiwanischen Volkes: Zuversicht und Durchhaltevermögen in schwierigen Zeiten.
Elisabeth Aeberli, Weltgebetstag Schweiz/Red., 14.02.2023
■ Weitere Infos: www.wgt.ch
Kommentare